In den Gefilden des Online-Rockjournalismus ist die Meldung „Band hat neues Album“ ungefähr so interessant wie die Instagram-Bilder von der jüngsten Badrenovierung des Schwagers. Aber wenn eine Band beschließt, ihr letztes Album, das über 26 Jahre zurückliegt, fortzusetzen? Das ist hochgradig halsstarrig und so dumm wie ein Zappelphilipp. Wenn es sich bei dieser Band jedoch um die Jesus Lizard handelt, fällt plötzlich alles in deiner erbärmlichen kulturellen Dystopie in sich zusammen und die Luft riecht nach Himmel… Ihr siebtes Studioalbum Rack, produziert von Paul Allen, enthält 11 Tracks mit flottem Gitarrenrock, den du nicht mehr gehört hast seit… dem letzten Mal, als die Jesus Lizard eine Bühne in deiner Stadt eroberten. Die Jesus Lizard – Sänger David Yow, Gitarrist Duane Denison, Bassist David Wm. Sims und Schlagzeuger Mac McNeilly – sind mit einem Album zurückgekehrt, das von der Art von Wahnsinn wimmelt, die nötig ist, um die heutige AOR-Mittelmäßigkeit und das piss-perfekte Pop-Gefasel gleichermaßen niederzuschlagen.
Seit ihrer Gründung 1987 in Chicago haben die Jesus Lizard das Publikum auf der ganzen Welt begeistert. Die tadellose, raketenartige Rhythmusgruppe von Sims und McNeilly war die perfekte Basis für Denisons zerklüftetes, aber dennoch sauberes Riffing und Yows launischen Gesang, der sich als panischer Bürger, Realitätsflüchtling oder verletzter Meeressäuger manifestierte. Die Wut der Jesus Lizard setzte sich auf sechs Studioalben, zwei Live-Aufnahmen und zwei Singles und EPs fort.
Auf Rack kehren die Jesus Lizard neu formiert, erfrischt und mit viel Schwung zurück. Keine lauen, faden Tracks, die zeigen, wie sie als Songwriter „gereift“ sind. Keine albernen Abstecher in unnötige Genreübungen. Und schon gar keine seltsamen Ausflüge in experimentelle Gefilde, die genauso gekünstelt und kalkuliert wirken wie die Spitze der Charts.
Jesus Lizard. Sie sind vielleicht nicht mehr jung, aber sie werden nie, nie alt werden.